Antwort zur Frage 4


Frage 4. Was ist denn nun eher da: Druck oder Geschwindigkeit? Das ist ja wie mit der Henne und dem Ei.
Nein, so ist es gerade nicht. Der Artikel gibt eine klare Antwort darauf. Die Umströmung  einer Tragfläche (also die Wirbeldichte und das daraus folgende Geschwindigkeitsfeld)  kann berechnet werden ohne Kenntnis des Drucks (Inkompressibilität immer vorausgesetzt!). Die Bernoullische Gleichung wird erst verwendet, wenn zu dem bereits bekannten Geschwindigkeitsfeld auch der Druck bestimmt werden soll.

Mir ist klar, dass in der Literatur auch das Gegenteil behauptet wird: Der Druck bestimmt das Geschwindigkeitsfeld. Soll diese letzte Auffassung richtig sein, dann muss man zeigen, wie man aus dem bereits bekannten Druck das Geschwindigkeitsfeld ermittelt, und wie man den Druck denn überhaupt berechnen will, wenn das Geschwindigkeitsfeld eine Folge des Drucks sein soll.

Noch eine Ergänzung: Die Bernoullische Gleichung definiert nicht das Umströmungsproblem. Allein die Bewegung der Oberfläche des umströmten Körpers erzwingt das umgebende Geschwindigkeitsfeld. Die Bernoullische Gleichung liefert nur den funktionalen Zusammenhang p(v) von Geschwindigkeitsfeld v und Druck p.

Allerdings: Die Natur macht das noch anders. In inkompressibler Strömung ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Störungen unendlich groß. Ursache und Wirkung verschmelzen zu instantaner Präsenz - solche philologischen Spitzfindigkeiten können bei der Frage nach Ursache und Wirkung aber kaum gemeint sein. So gesehen ist die Frage schlecht gestellt und wie der berühmte "Streit um des Kaisers Bart".